Kampfkunst dient zur Vervollkommnung des Menschen (Körper, Geist, Seele) und verwendet den Zweikampf als Trainingsmethode. Durch diesen äußeren Kampf können dann innere Kämpfe ersichtlicher und klarer werden. „Kampfkunst“ sollte somit eigentlich „Auseinandersetzungskunst“ heißen und kann daher auf unterschiedlichste Arten ablaufen.
Harte, äußere vs. weiche, innere Kampfkunst
Je nachdem, wo der Schwerpunkt beim Training gelegt wird, wird Kampfkunst im Allgemeinen in innere (weiche) und äußere (härtere) Stile eingeteilt.
Zur äußeren, harten Schule gehört beispielsweise das durch den Chan Buddhismus geprägte Shaolin Pai. Zur inneren, weichen Schule zählt hingegen beispielsweise das eher vom Daoismus geprägte Wudang Pai.
In der harten Schule werden vor allem Stärke, Geschwindigkeit, Härte und Kraft trainiert. In der weichen Schule eher Weichheit, Entspannung, Flexibilität und Struktur. Zur harten Schule zählen das klassische Shaolin Kung Fu, zur weichen Schule das Taiji Quan, Bagua Zhang oder das Xing Yi Quan.
Innere Kampfkunst trainiert von innen nach außen, von weich zu hart. Äußere Kampfkunst trainiert von außen nach innen, von hart zu weich. Äußere Kampfkunst verwendet vor allem „Li“ (muskuläre Kraft), innere Kampfkunst vor allem Qi (energetische Kraft). Die Kraft der inneren Stile sind wie die einer Peitsche, die der halb inneren – halb äußeren wie die eines Bambus, die äußeren Stile wie die eines Stocks.
Aber:
Auch Weichheit sollte Substanz haben, auch Härte sollte elastisch sein. Deswegen trainieren die inneren Kampfkünste von innen nach außen, von weich zu hart, die äußeren von aussen nach innen, von hart zu weich.
Keine der beiden Ansätze ist besser oder schlechter, beide haben dasselbe Ziel: das Meistern von Yin UND Yang.
Der Nutzen von Kampfkunst
Natürlich stellt die Fähigkeit, sich zu verteidigen, eine der Effekte eines regelmäßigen Kampfkunsttrainings dar. Wer aber wirklich effektiv „kämpfen“ möchte, muss dies auch explizit so trainieren oder sollte sich vielleicht einfach eine Waffe kaufen.
Was uns innere Kampfkünste tatsächlich lehren können:
Auch unter großem Druck entspannt und stabil bleiben zu können
Durch Weichheit und Fließen auch die größten Belastungen zu meistern
Das innere und äußere Gleichgewicht zu halten
Den hektischen Alltag massiv zu entschleunigen
Den eigenen Körper neu zu strukturieren und unnötige Verspannungen loszulassen
Was uns äußere Kampfkünste ganz wunderbar lehren können:
Kraft mit Entschlossenheit und Fokus zu verbinden
Auch im Alltag selbstbewusst und mutig zu sein
Körperkraft und Koordination zu optimieren
Gelenkig und fit zu bleiben
Durch regelmäßiges Training dringt Qi in die Knochen ein.
Was sich entwickelt ist:
Gong Fu
eine große Fähigkeit, die durch ausgiebiges Training erworben wurde.